In the silence between sounds I listen, 2003/2021, 1, 2, 3
Fotoprints / Alu Dibond
Auflage je 3 Ex
je 75cm x 100cm

Rahel Müller versteht sich in erster Linie als Malerin – auch im Medium Fotografie. Bei ihr wird das Medium, das für Dokumentation und Gewissheit steht, zum Ort der Verfremdung. Anstatt einen Pinsel zu gebrauchen, schüttelt sie eine analoge Kleinbildkamera beim Auslösen und erzeugt so diffuse, scheinbar in Auflösung befindliche Welten.
Dafür lässt sie die Blende länger als üblich geöffnet, so dass durch zeitliche Streckung des fotografischen Moments die Handbewegung aus der Foto- eine Filmkamera macht. So handelt es sich nicht um den Sinneseindruck eines menschlichen Auges, das stets versucht zu fokussieren, sondern gleichsam um reine Bewegung, die so auf beinahe synästhetische Weise Bildstimmungen erzeugt.
Auf diese Weise richtet Rahel Müller ihre Kamera auf den Horizont am Meer, wo sich Himmel und Planet auf einer Linie begegnen. Wasser spielt in seiner Vielgestaltigkeit eine wichtige Rolle in Rahel Müllers Werk: wie Felsen, Kristall oder Wolken wirkend, als reine Bewegung, als Kraft und als dramatisches Element. Fluss, Licht, Luft – bei ihr scheinen die Elemente in ständigem Übergang von einem Aggregatzustand zum anderen. Wo Licht in der Gischt reflektiert wird, kommt es zu fast übernatürlich wirkender Leuchtkraft. 
Die Ozeane spiegeln den Himmel. So werden die Meeresbilder von Rahel Müller Ort der Kontemplation, aber auch der Dynamik. Anstatt des erstarrten fotografischen Moments befinden wir uns in einem fliehenden, fliegenden Strom von Augenblicken, die zu einem Zeitteppich verwischen, der abhebt und uns mit fortträgt. 

Stefanie Hoch, Kuratorin Kunstmuseum Kanton Thurgau

Filmbeitrag von art.tv zur Ausstellung “Über den Wolken - Anleitungen zum Abheben”

Sehnsucht nach Schwerelosigkeit, Bericht Thurgau Kultur thurgaukultur.ch

 

Ausstellungsansicht, Foto Stefan Rohner